Reise: Bonnieux und Coustellet - Museum de la Lavande (Provence)

Mit dem Auto durch die Provence – das ist ein Erlebnis für sich! Weintrauben-, Lavendel- und Getreidefelder wechseln sich mit kleinen Bauernhöfen, Dörfern und Kleinstädten. Man ist frei, wie ein Vogel, kann tun und lassen, was man will, und dort anhalten, wo man will. Wir hielten in Bonnieux, Coustellet, Gordes und Roussilion. 


Bonnieux, eine Stadt am Berghang, hat auf mich einen verlassenen Eindruck gemacht. Etwa gegen drei am Nachmittag parkten wir unten am Stadtrand und machten uns auf den Weg nach oben, das Städtchen zu erkunden. 
Wir trafen nicht mehr als eine Handvoll Menschen, von denen die meisten, an Sprache und Kleidung zu erkennen, Touristen waren. Zufällig stießen wir auf eine lange Treppe, die irgendwohin nach oben führte und entschieden spontan ihr zu folgen. Die Gebäude um uns herum waren vom kontinentalen Klima angegriffen, wirkten verfallen und traurig. An vielen war A Vendre (Zu verkaufen) abzulesen.

Oben angekommen, waren wir überwältigt. Vor unseren Augen entfaltete sich das Tal mit einer unendlichen Anzahl an kleinen Häusern, saftigen grünen Feldern, bunten Baumkronen und hohen Kirchenspitzen. Wir hätten den herrlichen Ausblick bis tief in die Nacht genossen, wenn da nicht noch andere Städte nach uns gerufen hätten. Ihre Stimmen trug der 
Wind zu uns, der sich gerne dort oben austobte. 



Coustellet haben wir eigentlich nicht besucht, nur mit dem Auto durchfahren, auf der Suche nach dem Museé de la Lavande. Es ist nicht zu verpassen, denn überall (sogar außerhalb der Stadt) sind Wegweiser. Solche Wegweiser sind übrigens ziemlich beliebt in Provence. Ich habe sie für Restaurants, Cafés, Wein- und Olivenhersteller, Museen und eigentlich alles Mögliche gesehen. Überall bieten sich Gelegenheiten abzubiegen und etwas Neues zu erkunden. 

Der Besuch ins Museé de la Lavande war eine ziemlich spontane Entscheidung, die ungefähr so gepfählt wurde: „Oh, sie mal das Schild dort. Was steht da? Museé... Museé de la Lavendel? Lavendel, das klingt super. Schnell lass uns da abbiegen. HIER abbiegen!“ Und so waren wir in Coustellet gelandet, ohne es geplant zu haben. 

Ich war an dem Nachmittag schon müde, von den vielen Reisen und hätte leicht auf diesen Besuch verzichten können, aber meine Mutter beharrte darauf. Beim Eingang wollte ein netter Franzose uns schon fröhlich den Preis nennen, als meine Mutter fragte: „Shop?“ Der etwas verwirrte Mann stotterte mit süßem französischem Akzent „Justé arounde cornér“ und bedeutete mit der Hand und dem ausgestreckten Zeigefinger das Gebäude zu umrunden. Wir machten uns aus dem Staub und der Franzose schaute uns immer noch verwirrt nach. 


Anscheinend hatte meine Mama nie vor, das Museum zu besuchen, sondern wollte nur im Shop einkaufen. Was soll man da sagen? 

Die französische Kollegin des Mannes am Eingang kam breit lächelnd auf uns zu, säuselte „Bonjour!“ und begann sofort alle Produkte vorzustellen, uns Cremes, Öl und Make-up auf die Hände zu verteilen und immer weiterzureden, ohne das Lächeln fallen zu lassen. Die perfekte Verkäuferin, war mein Gedanke. Ich hatte noch nie jemanden Lächeln und Reden gleichzeitig gesehen, bis jetzt. Diese Frau hatte sofort meine Hochachtung dafür gewonnen. 

Mein Papa ergriff die erste Möglichkeit sie zu unterbrechen, als die Verkäuferin endlich mal länger Luft holte, um uns wohl eine lange Geschichte zu einem der Produkte zu erzählen. „I’m sorry, but we don’t speak French“. Die Verkäuferin war kurz perplex, fing sich jedoch schnell wieder und begann ihre Erklärungen nochmal von vorne an, aber diesmal auf Englisch. 

Letztendlich verließen wir den Shop mit einer Creme, Seife, Stofftütchen mit duftendem Lavendel und viel zu viel Wissen über das Gewächs. 


Man sagt, Wissen ist Macht. An dem Nachmittag hatte ich eher das Gefühl, mein Gehirn wäre mit zu viel unnützem Wissen vollgestopft worden und es fehle ein letzter Tropfen, damit man Kopf automatisch auf Reset drückt und die Festplatte leert. 



Küsse,

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Janna